Bodenklassen

Bauherren müssen sich in jedem Fall nach dem Kauf eines Grundstücks die Frage stellen, ob der Boden das Traumhaus auch wirklich tragen kann. Genauso wichtig ist die Frage, ob besondere Vorbereitungen vor dem Hausbau getroffen werden müssen. Um Antwort auf diese und eine Reihe von weiteren Fragen zu bekommen, ist es ratsam, vor der Bebauung des Grundstücks ein Bodengutachten mit Bestimmung der Bodenklasse und dem inneren mineralisch gebundenen Zusammenhalt des Erdreichs in Auftrag zu geben. Die Klassifizierung des Bodengrundes verursacht Kosten, die sich schnell bezahlt machen. Mit dem folgenden Ratgeber möchten wir auf das Thema Bodenklassen näher eingehen und wertvolle Tipps geben.  

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Warum gibt es die Bodenklassen Einteilung?

Die verschiedenen Bodenklassen sollen dem Baugewerbe helfen, auf der einen Seite die Bebaubarkeit eines Grundstücks zu bestimmen und auf der anderen Seite die Preise für die Arbeiten in ihre Kalkulation mit einzubeziehen.

Bauherren sollten sich also nicht erst zu Beginn des Bauvorhabens mit der Klassifizierung des Bodens beschäftigen, sondern schon beim Grundstückskauf. Grund hierfür ist, dass es Böden gibt, die sich perfekt für eine Bebauung eignen, während andere wiederum auf Schwierigkeiten hindeuten. Dazu zählen zum Beispiel kosten- und zeitintensive Vorbereitungen, um das Baugrundstück bebaubar zu machen.

Welche Bodenklassen gibt es?

Gemäß der DIN 18300 gibt es sieben verschiedene Bodenklasseneinstufungen. Auf die einzelnen Bodenklassen möchten wir im Folgenden näher eingehen.

Oberboden / Mutterboden – Bodenklasse 1

Mit der Bodenklasse 1 ist die oberste Schicht des Erdreichs gemeint. Der besonders fruchtbare Mutterboden (Oberboden) wird auch als Humus bezeichnet. Der Humus enthält organische Bestandteile, die für Tiere und Pflanzen wichtig sind. Aus diesem Grund darf der Oberboden nicht vernichtet werden. Dies ist gesetzlich im Gesetz zum Schutz des Mutterbodens (§ 202 BauGB) geregelt.  Darunter liegt der Zwischenboden, der ebenfalls zur Bodenklasse 1 gehört. Baufamilien müssen wissen, dass die komplette Bodenklasse 1 sich nicht zur Bebauung eignet und abgetragen werden muss. Diese abgetragene Schicht muss zu einer Deponie gebracht werden, was Mehrkosten bedeutet und kalkulatorisch zu den Baunebenkosten zählt. Im Schnitt muss hier für ein Einfamilienhaus mit Mehrkosten von 3.000 Euro (Haus auf Bodenplatte) bis zu 10.000 Euro (Haus mit Keller) gerechnet werden. Die genannten Kosten können sich schnell verdreifachen oder gar verfünffachen, wenn die regionale Deponie ausgelastet ist und eine andere angefahren werden muss.

Fließende Bodenarten – Bodenklasse 2

In Fachkreisen ist bei Klasse 2 auch von sogenannten Schöpfböden bzw. wasserhaltenden Böden, die auch als Schlamm bezeichnet werden, die Rede. Die Sand-Kies-Gemische sind je nach Wassergehalt weich und nicht geeignet zum Bau von Gebäuden und müssen mittels einer Brunnen- oder Pfahlgründung vorbereitet werden. Dies treibt die Baukosten für die Baufamilien deutlich nach oben. Soll das Grundstück dennoch bebaut werden, ist zu einem Holzhaus zu raten, da dies leichter ist, was wiederum eine wenig aufwendigere Gründung verlangt. Bei der herkömmlichen Bauweise muss der Boden (Sand) komplett abgetragen und durch eine bebaubare Bodenschicht ersetzt werden. Erst nach den Vorbereitungsmaßnahmen kann auf der Bodenklasse 2 sicher in Bezug auf Statik und auf Abdichtung gegen Feuchtigkeit gebaut werden.

Leicht lösbare Bodenarten – Bodenklasse 3

Die Bodenklasse 3 leicht lösbare Bodenarten gemäß Bodengutachtens steht für leichte und lose Böden aus nicht bindigem Sand oder Kies. Ohne vorbereitende Maßnahmen ist eine Bebauung bei den Bodenklassen 3 unmöglich. Bei den Bodenklassen 3 muss unter anderem ein flacher Böschungswinkel und/oder eine Spundwand zur Absicherung der Baustelle angelegt werden, da ansonsten der lose Boden nachrutscht und schon während der Bauphasen zu Rissen im Fundament führen kann. Vorteil der Bodenklasse 3 leicht lösbare Bodenarten ist die gute Versickerungsfähigkeit von Wasser. Der Bauherr kann beim Kellerbau Geld sparen, da der Keller nicht als Weiße Wanne ausgeführt werden muss.

Mittelschwer lösbare Bodenarten – Bodenklasse 4

Die Bodenklasse 4 – mittelschwer lösbare Bodenarten – ist sandig, lehmhaltig oder schluffig (lösshaltig) und eignet sich sehr gut für den Hausbau. Grund ist die nötige Festigkeit, sodass der Boden nicht extra vorbereitet werden muss. Der ausgehobene Boden der Bodenklasse 4 – mittelschwer lösbare Bodenarten – kann zum Wiederbefüllen genutzt werden, sodass Baufamilien hier zusätzlich Geld sparen.

Schwer lösbare Bodenarten – Bodenklasse 5

Das Erdreich bei Bodenklasse 5 – schwer lösbare Bodenarten – ist sehr schwer und eignet sich gut für den Hausbau. Die Böden, welche auch Hackboden genannt werden, können aus unterschiedlichen Zusammensetzungen bestehen. Möglich ist ein hoher Anteil an steifem Ton, Geröll und Steinen sowie Bauschutt und robuste Schlacke. Dank ihrer Festigkeit und ihrem Gewicht eignet sich die Bodenklasse 5 – schwer lösbare Bodenarten – für den statisch einwandfreien Hausbau, ohne dass der Boden ausgetauscht oder andere Vorbereitungen getroffen werden müssen. Bauherren sollten jedoch klären, ob Bauunternehmen für ihre Bagger eine stärkere bzw. härtere Schaufel benötigen und ob das Erdreich sich zum Verfüllen eignet. Ist Letzteres nicht der Fall, muss der abgetragene Boden zur Deponie transportiert werden.

Leicht lösbarer Fels – Bodenklasse 6

Bei Bodenklasse 6 handelt es sich um einen leichten Felsboden, der auch als Schrämmboden (lösbarer Fels und vergleichbare Böden) bezeichnet wird. Auf der Bodenklasse 6 – leicht lösbarer Fels – lassen sich statisch einwandfreie Fundamente errichten. Die Böden der Klasse 6 – leicht lösbarer Fels – sind grundsätzlich fest und können aus leicht bröckeligem, verwittertem oder zerklüftetem Gestein bestehen. Vor dem Hausbau ist Schrämmen des Bodens – lösbarer Fels und vergleichbare Böden – wichtig. Ein Boden mit Fels und vergleichbare Bodenarten treibt jedoch die Baukosten in die Höhe. Jedoch sorgt ein Boden mit Fels und vergleichbare Bodenarten für ein stabiles Fundament.

Schwer lösbarer Fels – Bodenklasse 7

Die Bodenklasse 7 bezeichnet den stabilsten Baugrund, der nicht ohne Grund auch als Sprengboden bezeichnet wird. Bei Bodenklasse 7 – schwer lösbarer Fels muss allerdings vor der Bebauung der Boden gesprengt werden. Planen Bauherren ein Haus mit Unterkellerung, steigen im Vergleich zu den anderen Bodenklassen die Bauvorbereitungskosten bei der Klasse 7 – schwer lösbarer Fels – leicht auf das Doppelte an. Die sehr hohen Kosten garantieren ein Eigenheim, das über Jahrhunderte unverändert auf seinem ursprünglichen Platz stehen bleibt.

Bestimmung und Analyse der Bodenklasse

Grundsätzlich sollte vor Beginn des Bauvorhabens eine Analyse zur Bestimmung der Bodenklasse stattfinden. Dies erspart Bauherren jede Menge Ärger im Nachhinein.

Methoden zur Bodenuntersuchung

  • Geotechnische Untersuchungen und Probennahme – Die gängigsten Methoden im Bereich der geotechnischen Untersuchungen, um eine Bodenprobe zu entnehmen sind das Schürfen, Bohrungen und Sondierungen. Sowohl die Bauplaner als auch die Geologen können sich so ein genaues Bild vom Aufbau des Bodens und dessen Schichten machen. Je nach Größe des Bauvorhabens muss an verschiedenen Stellen eine Bodenprobe entnommen werden. Für den Bau eines Einfamilienhauses reichen in der Regel zwei bis drei Entnahmen.

  • Labortests zur Bestimmung der Bodeneigenschaften – Nachdem die Proben aus dem Erdreich entnommen wurden, schließen sich verschiedene Analyseverfahren im Labor an. Nur so bekommen Planer ein noch genaueres Bild vom vorhandenen Baugrund. Zu den nötigen Bestimmungen im Labor zählen die statischen Bodenkennwerte mit dem jeweiligen Sohlwiderstand, der Bettungsziffer, der Tragfähigkeit und den Setzungsrisiken des Bodens. Des Weiteren werden im Rahmen der Laboruntersuchungen auch die Frostempfindlichkeit des Bodens sowie alle Angaben rund um das Grundwasser untersucht. Zu Letzterem gehört das eventuell vorhandene Stau- und Schichtenwasser.

Bedeutung der Bodenanalyse im Bauwesen

  • Auswirkungen auf die Bauplanung und Kosten – Von den zuvor erwähnten sieben Bodenklassen gemäß DIN 18300 sind nur zwei Klassen ohne größere Auswirkungen auf die Planung und die Kosten zum Hausbau geeignet. Gemeint sind die Bodenklassen 4 und 5. Bei allen anderen Bodenklassen sind umfassende Vorbereitungen nötig, bevor mit dem Hausbau begonnen werden kann.  

  • Anpassung der Bauverfahren an die Bodenklasse – Muss das jeweilige Bauverfahren an die Bodenklasse angepasst werden bleibt den zukünftigen Bauherren nichts anderes übrig als den Boden abzutragen, ihn auszutauschen oder gar zu sprengen, damit der Hausbau wie geplant vonstattengehen kann.

Auswirkungen der Bodenklasse auf Bauprojekte

Je nach Bodenklasse müssen Bauherren mit den verschiedenen Auswirkungen auf ihr Bauvorhaben rechnen.

Einfluss auf die Bauplanung und -kosten

  • Kostenschätzung und Budgetierung basierend auf Bodenklassen – Bauherren müssen je nach vorhandener Bodenklasse mit höheren Kosten rund um das Bauvorhaben rechnen, was wiederum bedeutet, dass die Budgetierung anders geplant werden muss. Grundsätzlich bedeutet dies, je höher die Bodenklasse ist, umso kostenintensiver werden die Arbeiten rund um den Erdaushub.

  • Notwendigkeit von Bodenverbesserungsmaßnahmen – Auf einem Baugrundstück mit Bodenklasse 6 oder 7 müssen Baufamilien mit deutlich höheren Kosten rechnen. Bei. Der Bodenklasse 6 reicht in den meisten Fällen ein Bagger mit einer speziellen Schaufel. Ganz anders sieht das bei der Bodenklasse 7 aus, denn hier muss der Baugrund in der Regel gemeißelt oder gefräst werden. Im schlimmsten Fall ist auch eine Sprengung vonnöten.

Technische Herausforderungen und Lösungen

Anpassung der Bauverfahren und Maschineneinsatz – Grundsätzlich kommt bei den verwendeten Maschinen deutlich schwereres Gerät zum Einsatz als bei sogenannten normalen Bodenverhältnissen der Bodenklassen 4 und 5. Dies wirkt sich deutlich auf die Baukosten aus, was sich wiederum bei der Finanzierung bemerkbar macht.

Umgang mit schwierigen Bodenverhältnissen – Ohne die bereits erwähnten Vorbereitungen kann der Boden nicht einfach bearbeitet und bebaut werden. Dies erklärt auch, warum zukünftige Bauherren bereits vor dem Kauf eines Baugrundstückes den Boden mit einem Bodengutachten überprüfen sollen. So wissen sie bereits im Vorfeld, mit welchen Maßnahmen und den damit verbundenen zusätzlichen Kosten zu rechnen ist.

Welche Bodenklasse ist die beste zum Bebauen?

Von den sieben verschiedenen Bodenklassen gemäß DIN 18300 sind nur zwei Klassen ohne vorbereitende Arbeiten am Erdreich zum Hausbau geeignet. Gemeint sind hier die Bodenklasse 4 und 5. Bei allen anderen Bodenklassen muss das Erdreich entweder abgetragen, ausgetauscht oder gar durch eine Sprengung zum Bauen vorbereitet werden.

Für den Bauherren bedeutet dies, je höher die Bodenklasse ist, umso teurer wird der Aushub. Insbesondere zwischen Bodenklasse 6 und 7 kann der Kostenunterschied erheblich sein. Bei Klasse 6 reicht in der Regel ein Bagger mit einer speziellen Schaufel, während bei Klasse 7 der Baugrund gemeißelt, gefräst oder gar gesprengt werden muss.

Geschichte der Aufteilung von Bodenklassen

Über viele Jahrzehnte erfolgte die Einteilung der Bodenklassen gemäß DIN 18300 und war ein wichtiger Bestandteil der VOB. Die Bodenklassen wurden hierbei in den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) bzw. in der Norm DIN ATV 18300 geregelt. Die verschiedenen Böden wurden entsprechend ihrem Widerstand bei Erdarbeiten in die oben genannten Bodenklassen eingeteilt. Nach Herausgabe der Neuauflage der VOB/C 2015 wurden die Klassen gemäß DIN 18300 komplett abgeschafft und durch Homogenbereiche ersetzt. Dies bedeutet, dass die Böden anhand ihres Zustandes vor dem Lösen durch Einbeziehen von bestimmten Eigenschaften und Kennwerten in die unterschiedlichen Homogenbereich eingeteilt wurden. Durch die Einführung der Homogenbereiche muss jetzt auch die Chemie des Bodens berücksichtigt werden.  Wesentlicher Grund für eine solche Verschärfung waren immer mehr Gebäude, die auf ehemaligen Gewerbeflächen mit entsprechender Bodenverunreinigung gebaut wurden.

Die bekannten Bodenklassen wurden, wie bereits erwähnt, durch Homogenbereiche ersetzt, welche aus mehreren Boden- und Felsschichten bestehen. Die einzelnen Bereiche werden mit einer DIN gekennzeichnet und folgendermaßen eingeteilt:

  • EA = Erdarbeiten

  • BA = Bohrarbeiten

  • RA = Ramm-, Rüttel- und Pressarbeiten

  • NA = Nassbaggerarbeiten

  • UA = Untertagebauarbeiten

  • SA = Schlitzwandarbeiten

  • RVA = Rohrvortriebsarbeiten

  • LA = Landschaftsbauarbeiten

  • DA = Düsenstrahlarbeiten

  • HBA = Horizontalspülbohrarbeiten

Praktische Tipps und Empfehlungen

Im Folgenden möchten wir zukünftigen Bauherren ein paar wichtige Tipps rund um das geplante Bauvorhaben geben.

Vorbereitung auf die Bodenuntersuchung

  • Wichtige Schritte und Maßnahmen im Vorfeld –  Das Sachverständigen Team muss engagiert werden. Am Tag der Bodenuntersuchung müssen die Sachverständigen freien Zugang zur Baustelle haben. Dabei ist es wichtig, dass auch Bagger und sonstige Geräte zum Einsatz kommen können.

  • Zusammenarbeit mit Geotechnikern und Gutachtern – Grundsätzlich wird die Bodenuntersuchung von einem erfahrenen Team aus Sachverständigen für Geotechnik und einem Bauingenieur oder einem Geologen vor Ort auf der Baustelle erstellt.

Umsetzung und Überwachung der Erdarbeiten

  • Planung und Durchführung von Erdarbeiten – Die Arbeiten rund um die Bodenuntersuchung werden vom Sachverständigen-Team geplant durchgeführt. Dies bedeutet, dass bereits im Vorfeld die Bereiche für die Probenentnahmen festgelegt wurden.

  • Qualitätskontrolle und Dokumentation – Die entnommenen Proben vom Baugrundstück werden im Labor untersucht. Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden die Experten ihren Bericht erstellen, sodass im Anschluss daran Planer genau wissen, worauf sie beim Bauvorhaben zu achten haben.

Fazit zu Bodenklassen

Die bekannten Bodenklassen dürfen aufgrund ihrer Einfachheit bei der Planung von privaten Bauvorhaben weiterhin genutzt werden. Anders sieht es bei öffentlichen Bauvorhaben aus. Hier wird die Nutzung der definierten Homogenbereiche zwingend vorgeschrieben.

Vor Baubeginn muss der Zustand des Baugrunds mittels einem Bodengutachten als Grundlage überprüft werden, um spätere Schäden am Gebäude im Vorfeld auszuschließen. Ein Bodengutachter wird die Gesteine und Sedimente auf ihre Korngröße hin überprüfen und in entsprechende Kategorien einteilen.

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