Baugrunduntersuchung

Wird ein Grundstück zum Bau eines Hauses gekauft, ist es ratsam, eine Bodenanalyse vom Baugrund im Rahmen einer Baugrunduntersuchung durchführen zu lassen. Durch die Ergebnisse kann sich der Bauherr sicher sein, dass das Baugrundstück alle Voraussetzungen für den Bau des Eigenheims erfüllt. Die später durchgeführten statischen Berechnungen stehen auf sicheren Füßen und der Bauherr bekommt Planungssicherheit. Er muss nur wenige Bauverzögerungen befürchten, die weitere Probleme schaffen. Mit dem Ratgeber möchten wir  Fragen rund um das Thema Baugrunduntersuchung beantworten.

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Was genau ist eine Baugrunduntersuchung?

Für die Baugrunduntersuchung gibt es eine Reihe von weiteren Begriffen, wie zum Beispiel Bodengutachten, geotechnisches Gutachten, geotechnischer Bericht oder Gründungsgutachten. Hinter allen Begriffen verbirgt sich das Gleiche, denn es wird die Bodenbeschaffenheit untersucht und entsprechend zusammengefasst. Durch die ermittelten Kennwerte und die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung ist die weitere Planung des Gebäudes möglich. Zu den Kennwerten rund um die Bodenbeschaffenheit zählen:

  • Abdichtung des Gebäudes

  • Bemessungsgrundwasserstand – zeigt den wahrscheinlich höchsten Grundwasserstand an.

  • Bodenpressung – Hiermit wird der Druck angegeben, welcher vom Gebäude über die Gründung in den Boden weitergeleitet wird.

  • Gründungsempfehlung – wirtschaftliche und technische Empfehlungen, wie die Gründung für das Gebäude sein sollte.

  • Versickerungsfähigkeit des Bodens

Auch wenn bei Bestandsgebäuden mit Baugrundschäden oder Gründungsschäden ist das Bodengutachten freiwillig, es sollte jedoch nicht darauf verzichtet werden.

Warum ist eine Baugrunduntersuchung wichtig?

Der Bauherr und Grundstückseigentümer trägt das Baurisiko, welches in DIN 4020 wie folgt auszugsweise definiert wird: „…ein in der Natur der Sache liegendes und unvermeidbares Restrisiko, welches bei Inanspruchnahme des Baugrunds zu unvorhersehbaren Wirkungen oder Erschwernissen (Bauschäden und Bauverzögerungen) führen kann…“ Im Klartext bedeutet dies, wenn der Boden des Baugrundstücks anders beschaffen ist als erwartet, dann trägt der Bauherr das Risiko des Bauvorhabens. Sicherlich ändert sich das auch nach der Bodenanalyse nicht, allerdings liegen aufgrund des Baugrundgutachtens Informationen vor, die sowohl für die Planung als auch spätere Standsicherheit des Gebäudes wichtig und von Interesse sind. Für verschiedene Planungsleistungen ist das Baugrundgutachten die Grundlage.

Mit einem Baugrundgutachten wird nicht nur das Baugrundrisiko bewertet, sondern es kann auch minimiert werden. Die Ergebnisse aus der Analyse müssen dann dem Architekten und dem Statiker (Tragwerksplaner) zur Verfügung gestellt werden.  

Muss bei einem Bestandsgebäude die Gründung saniert werden, kann die Schadensursache sowie das Verhindern von weiteren Schäden nur durch eine Bodenanalyse des Baugrundes in Kombination mit den ausgewerteten Schadensbildern ermittelt werden. Für die nachfolgenden Baugrundverbesserungsarbeiten muss bekannt sein, wie der Boden aufgebaut ist und wo Bodenschichten verbessert oder ersetzt werden müssen. Sehr wichtig ist hierbei auch die Angabe zur Höhe des Grundwassers. Um eine Gründungssanierung erfolgreich durchzuführen, ist ein Bodengutachten vom Baugrund und seinem Zustand Voraussetzung.

Ist eine Baugrunduntersuchung erforderlich?

Für die fachgerechte Planung ist sowohl die Baugrunduntersuchung als auch das Baugrundgutachten Pflicht. Das Bodengutachten ist Teil der Leistungsphase 1 für die Grundlagenermittlung. Schon in Leistungsphase 1 sollte der Architekt den Bauherren über mögliche Folgen aufklären und das Baugrundgutachten empfehlen. Generell raten Fachingenieure zu der Baugrunduntersuchung, denn dadurch werden nicht nur finanzielle Risiken, sondern auch im späteren Verlauf Schäden am Haus reduziert.

Durch eine Baugrunduntersuchung lassen sich nicht nur die Gründung, sondern auch die Wasserhaltung und die Versickerung im Vorfeld klären, sodass es später nicht zu unangenehmen Überraschungen kommt und Planungssicherheit für das Bauvorhaben garantiert werden kann.

Auf Basis welcher Kriterien erfolgt die Beurteilung?

Eine Reihe von Kriterien sind wichtig, um die Baugrunduntersuchung fachgerecht beurteilen zu können. Zu den Kriterien für das Bodengutachten zählen:

  • bodenmechanische Eigenschaften

  • Frost-Beständigkeit des Bodens

  • Tragfähigkeit vom Boden

  • Verdichtbarkeit vom Boden

  • Wasserdurchlässigkeit vom Boden

  • Wassergehalt des Bodens

Die ermittelten Ergebnisse aus dem Bodengutachten werden nach DIN EN 1997-1: 2014-03 in drei gentechnische Kategorien eingeteilt.

Kategorie 1

In der geotechnischen Kategorie 1 sind die Ansprüche sehr niedrig. Auf Böden mit dieser Klassifizierung ist das Erbauen von Gebäuden auf ebenen und tragfähigen Untergründen möglich. Die Gebäude haben dabei weder auf das Grundwasser noch auf die Umgebung Einfluss.

Kategorie 2

In der geotechnischen Kategorie 2 ist es möglich, Gebäude mit einer komplizierten Konstruktion zu errichten. Ebenfalls möglich ist das Errichten der Gebäude bei problematischen Verhältnisses des Baugrundes. Sehr wichtig in diesem Fall sind geotechnische Erfahrungen und entsprechende Kenntnisse.

Kategorie 3

In der geotechnischen Kategorie 3 sind alle Bauvorhaben möglich, die sich nicht in die Kategorien 1 und 2 einordnen lassen. Dazu gehören große und komplexe Bauwerke, sehr schwierige Gründungen und Gründungen in einem stark erdbebengefährdeten Gebiet.

Wie geht eine Baugrunduntersuchung vonstatten?

Die Baugrunduntersuchung bzw. das Bodengutachten richtet sich immer nach der geotechnischen Kategorie in Bezug auf die Schwierigkeit der baulichen Anlage und auf die Berechnungen zur Tragfähigkeit des Bodens.

Es wird hier unterteilt in:

  • Voruntersuchungen – Diese sind eher selten und finden im Rahmen der Standortwahl und Vorplanung eines Bauwerkes statt. Dabei wird die Bebaubarkeit des Grundstückes, die Baustoffgewinnung und die Verbreitung geklärt.

  • Hauptuntersuchungen – Diese sind der Regelfall. Die geotechnischen Untersuchungen sind für den Entwurf, die Ausschreibung und die Baudurchführung sowie für Schadensanalysen wichtig.

  • Baubegleitende Untersuchungen – Dazu gehören Prüfungen, Messungen und Versuche einschließlich einer Ingenieur-geologischen Dokumentation während der Bauausführung, um die vorausgesetzten Verhältnisse in der Baugrube zu überprüfen.

Welche sind die wichtigsten Methoden zur Baugrunduntersuchung?

Den Experten stehen für die Baugrunduntersuchung die nachfolgenden Methoden zur Wahl.

  • Bohren

  • Schürfen

  • Sondieren

Welche der drei Methoden letztendlich Anwendung findet, hängt immer von den Gegebenheiten auf dem Baugrund ab.

Im Folgenden möchten wir auf die verschiedenen Methoden ein wenig näher eingehen.

  • Rammkernsondierung (RKS) – Hohle und seitlich offene Stahlsonden werden in den Boden gerammt. Ist die gewünschte Tiefe erreicht, werden Proben entnommen, um Erkenntnisse über die Schichtenfolge des Baugrundes zu erhalten.

  • Rammsondierungen – Hierzu können leichte (DPL), mittelschwere (DPM) oder schwere Rammsonden (DPS) eingesetzt werden. Bei der Ausführung wird ein definiertes Gewicht aus 50 cm Fallhöhe auf einen Stab fallen gelassen. Dabei dringt der Stab in den Baugrund ein. Es wird bei der Rammsondierung ermittelt, wie viel Schläge nötig sind, um den Stab 10 cm tief in den Baugrund zu bringen. Die Ergebnisse dienen der Auskunft über die Lagerungsdichte der einzelnen Schichten.

  • Versickerungsversuch – Bei dieser Methode wird ermittelt, wie viel Wasser der Baugrund aufnehmen kann. Dem Bauherren zeigt dies, ob das Regenwasser auf dem Grundstück versickern kann und nicht abgeleitet werden muss. Mit der ermittelten Infiltrationsrate beim Versickerungsversuch wird ermittelt, ob Rigolen oder Versickerungsmulden nötig sind.

  • Schürfen – Im Beisein eines Sachverständigen für Geotechnik werden mit einem Bagger Löcher auf dem Baugrund gemacht. Der Sachverständige kann so die Schichten erkennen und bewerten. Die Untersuchung bietet dabei auch Material für verschiedene Proben und Analysen in einem Labor.

Von wem wird eine Baugrunduntersuchung durchgeführt?

Die Baugrunduntersuchung wird von einem Sachverständigen für Geotechnik, einem Bauingenieur oder einem Geologen vor Ort durchgeführt.

Wie viel kostet eine Baugrunduntersuchung?

Die Kosten für eine Untersuchung des Baugrunds und das Bodengutachten können stark variieren. Je nach angewandter Methode bewegen sich die Kosten für ein Einfamilienhaus zwischen 600 und 2.000 Euro. Zu den deutlichen Preisunterschieden kommt es durch die Intensität der Untersuchung. Weitere Faktoren, die die Kosten beeinflussen, sind die Gründung (Haus mit oder ohne Keller), Größe vom Bauvorhaben, das Grundstück selbst, die Bodenverhältnisse und die Region des Baugrundstücks.

Kam es bereits zu einem Schadensfall wie zum Beispiel dem Absacken eines Gebäudes, können sich die Kosten für die Baugrunduntersuchung auf bis zu 2.500 und mehr Euro belaufen. Grund für die hohen Kosten ist die zusätzliche Analyse vom Baugrund, um die Schadensursache zu ermitteln.

Bauherren sollten bei der Baugrunduntersuchung die zusätzlichen Kosten nicht scheuen, denn durch das Bodengutachten lassen sich später Mehrkosten und Verzögerungen beim Hausbau vermeiden.

Bei einem komplexen Gebäude wird die Baugrunduntersuchung erheblich teurer, was unter anderem von der geotechnischen Kategorie abhängig ist.

Fazit zur Baugrunduntersuchung

Das Bodengutachten vor dem Hausbau gehört zu den lohnenden Investitionen rund um das neue Eigenheim. Unwichtig dabei ist es, ob ein Fertighaus oder ein Massivhaus errichtet werden soll. Bauherren bekommen durch das Bodengutachten und die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung Sicherheiten rund um die geologische Beschaffenheit vom Baugrund und vielem mehr. Experten raten immer zu einem Bodengutachten, wenn ein Bauvorhaben im Raum steht, um so spätere Schäden ausschließen zu können. Das Gutachten sollte nach Möglichkeit vor dem Grundstückskauf vom Verkäufer in Auftrag gegeben werden.

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